Die SPD-Fraktion hat erneut die Abschaffung der Studiengebühren gefordert. „Die Zahl der Abiturienten in Niedersachsen steigt, trotzdem geht die Zahl der Studierenden deutlich zurück“, sagt die hochschulpolitische Sprecherin Dr. Gabriele Andretta. „Gleichzeitig sinkt auch die Zahl der Studienanfänger – das ist ein Alarmsignal.“
Genau diesen Trend bestätigen die jetzt veröffentlichten Zahlen der neuen Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerkes (HIS-Studie). Schon das System der allgemeinbildenden Schulen wirkt wie ein Filter für Kinder aus bil-dungsfernen Schichten. Sie haben sehr viel geringere Chancen das Abitur zu erreichen als die Kinder aus Akademikerfamilien. Selbst diejenigen, die die Hochschulreife erlangen, entscheiden sich dann häufig gegen ein Studium. Nur 17 Prozent der Kinder aus Arbeiterfamilien nehmen demnach ein Studium auf. „Aber auch diese Kinder müssen wir an die Hochschule bringen, um dem Fachkräftemangel im Land entgegenzuwirken“, so Andretta. „Wir müssen die Hochschulen weiter öffnen. Da sind Studiengebühren ein denkbar ungeeigne-tes Mittel.“ Andretta sieht in Niedersachsen einen klaren Zusammenhang zwischem dem Rückgang der Studierenden-Zahlen und den Studiengebühren: „Wer das be-streitet, ist entweder naiv oder setzt bewusst die Zukunft des Hochschulstand-ortes Niedersachsen aufs Spiel. Wenn jeder dritte Studierende mit weniger als
640 Euro im Monat auskommen muss, dann sind 500 Euro Studiengebühren pro Semester keine Peanuts.“ Waren in Hannover vor Einführung der Studiengebühren im Sommer 2006 noch über 30.000 Studierende an der Leibniz-Universität eingeschrieben, so sind es jetzt nur noch 27.185. Auch an der zweitgrößten Universität in Nieder-sachsen, der Universität Göttingen, gehen die Zahlen zurück. Waren im letz-ten Semester noch über 24.000 Studierende immatrikuliert, sind es jetzt nur noch 22.237 Studierende. Auch der drastische Anstieg an Beurlaubungen an der Universität Hannover gibt einen Hinweis auf die finanzielle Not vieler Studierender. Hatten vor ei-nem Jahr lediglich 1.080 Studierende einen Antrag auf Beurlaubung gestellt, sind es in diesem Semester 2.763 Studierende. Auffällig ist die hohe Anteil der Bildungsausländer an den Beurlaubungen. Bildungsausländer, die nicht EU-Bürger sind, dürfen in Niedersachsen zwar Studiengebühren zahlen, erhalten aber keinen Studienkredit. Minister Stratmann hat diese Studierenden für „nicht kreditwürdig“ erklärt. „Der Minister soll sich endlich den Fakten stellen und zur Kenntnis nehmen, dass Studiengebühren eine nicht zu überwindende Hürde für Kinder aus ein-kommensschwachen Familien sind“, so Andretta. „Die SPD wird nach der Re-gierungsübernahme in 2008 die Studiengebühren wieder abschaffen.“